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Beitrag vom 10.05.2007
Electrelane – No Shouts, No Calls
Tatjana Zilg
Die Twentysomethings aus der britischen Küstenstadt Brighton sind längst keine Girlies mehr. Im Sommer 2006 schrieben die Musikerinnen mit hohen Anspruch an sich selbst ihr 4. Album in Berlin
Instrumental-Musik, die ganz ohne Vocals auskommt: Bestechend vielschichtige Soundstrukturen, übereinander gelagert, ineinander verworren, einprägsame Melodien herauskristallisierend – so zu spielen gelang nur wenigen Bands der Rockgeschichte wie The The, The Can, Die Haut und The Low Frequencies In Stereo.
Als die vier ambitionierten Ladies im Indie-Gitarren-überfluteten England 1998 Electrelane gründeten, war für sie schnell klar, dass sie ihr Debut ohne dominante Lyrics aufnehmen wollten. 2001 erschien „Rock It To The Moon“. Mit energiereichen Instrumentals brachte es der Band Anerkennung und Beachtung bei den HörerInnen ein, Geheimtipp-Status inklusive. Leise und laute Töne vereinten sie zu einem nervkitzelnden Soundtrack moderner Zeiten. Auf ihrer Website ist ein Video zu dem Track „Film Music“ aus dem Debut zu sehen. Die hypnotisch-eingängige Musik, im vibrierenden Wechselspiel zwischen E-Gitarren und Organ-Hooklines dahintänzelnd, unterlegt eine im Fluxus-Stil inszenierte Animation. Mit ihrem Stil weiter experimentierend setzten sie beim Follow-Up „The Power Out“ 2004 Gesang ein und gaben so dem Fundament der energiegeladenen Beats und collagenartigen Soundstrukturen eine neue Ergänzung, die ihre Fans mit Spannung verfolgten. Sich nie mit bereits Bewährten zufrieden gebend, entschlossen sie sich 2005 mit „Axes“ für ein weiteres Instrumental-Album.
Im Sommer 2006 verbrachten sie einige Zeit in Berlin, um Ideen für ihr viertes Album „No Shouts, No Calls“ zu sammeln. „Wir wollten dieses Mal ein Album schreiben, das persönlicher ist und das mehr Gesang und Text beinhaltet“, erklärt Sängerin Verity Susman. „Ein großer Teil der Kompositionen setzt die Erfahrung, gemeinsam in Berlin zu sein und unsere Stimmung zu dem Zeitpunkt um. Wir sind viel positiver als wir in der Vergangenheit waren.“
Sehr lebendig, temperamentvoll und in leicht dahinsteppenden, kreiselnden Beats kommen die 11 neuen Songs den HörerInnen entgegen. Die Lyrics erhalten wieder größere Bedeutung, sind durch die betonte Repetition sehr einprägsam und werden so zu treffenden, dunklen Slogans über das Leben in der Gegenwart. Besonders faszinierend sind die ganz schnellen, vorwärtsgerichteten Tracks wie „Between The Wolf And The Dog“, „Five“ und „Tram 21“. Da weiterhin neben den Vocals instrumentalen Solo-Parts viel Raum gelassen wird, übertragen sich emotionale Stimmungen wie Gefahr, Abenteuerlust und Entdeckungsfreude durch die dynamischen Sounds auf ganz natürliche Weise. Der messerscharfe, oft sehr hohe Gesang, der an manchen Stellen fast Gläser zerspringen lassen könnte, ist zudem auch wirkungsvoller inszeniert, wenn er immer wieder aussetzt, um dann wieder überraschend zwischen den Power-Beats hervorzupreschen.
AVIVA-Tipp: Zwischen Psychedelic, Indie-Rock und Garage-Punk angesiedelte Sounds, sehr gekonnt umgesetzt und von der ersten bis zur letzten Minute des Albums die auditiven Sinne fesselnd.
Die Band im Web: www.electrelane.com
Electrelane
No Shouts, No Calls
Label: Too Pure/Beggars Group, VÖ April 2007
EAN: 0644918120124
17,49 Euro
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